1-Euro-Museumstaler
Olivenmühle auf Kreta
Schon bei den ersten Besuchen der Zusammenarbeit mit dem Olivenölerzeuger Yannis Fronimakis auf Kreta entdeckte ich mitten in seinem kleinen Heimatdorf Skinokapsala ein unscheinbares und verlassenes Haus. Als äußerst spannend stellte sich das Innenleben und die Vergangenheit des Hauses heraus. Es war die frühere Dorfmühle.
Das Dach war teilweise eingefallen und hatte der Witterung den Zugang für eine langsame Zerstörung geöffnet. Menschen im Dorf taten ein Übriges und deponierten ihren Müll darin. Schaute man über all diese Misslichkeiten hinweg, offenbarte sich einem, von der Ausstattung her, eine noch vollständig erhaltene Mühlenausrüstung. Eine Restauration all dieser Dinge war nicht aussichtslos. Im Dorf selbst ging man mit diesem Gebäude, für mich zunächst unverständlich, achtlos um. Das Gebäude in der jetzigen Form muss annähernd vierhundert Jahre alt sein und Mauer- und Fundamentreste lassen eine noch ältere Geschichte vermuten.
Früher gab es in jedem Dorf ein derartiges Mühlengebäude, nichts spektakuläres, eben ein Teil des alltäglichen Lebens. Oliven waren schon immer der wichtigste Zweig der kretischen Landwirtschaft. Diese Mühlen wurden jedoch die lange Zeit der Fremdherrschaft über von türkischen Besetzern geführt. Erst mit der Befreiung, die auf Kreta erst kurz nach 1900 endete, kamen sie wieder in griechischen Besitz. Als Anfang der fünfziger Jahre, mit einer Gesetzesvorlage und billigen Staatskrediten begünstigt, das Genossenschaftswesen in Griechenland aufblühte, verschwanden die privaten Betreiber von Ölmühlen. Es wurden neue errichtet, nun in der Hand der Genossenschaften, in denen sich die meisten Bewohner zusammenschlossen. Die alten Mühlen wurden dem Verfall preisgegeben oder ihr Innenleben ausgeräumt und zu Ziegenställen umgewandelt. Mit der touristischen Entwicklung wurden etliche auch für Souvenirs geplündert, die sich heute in den Vorgärten so mancher Ferienhäuser wieder finden.
In dieser zwar morbiden aber in der Gesamtheit noch vollständig erhalten Ausstattung, zählt die alte Mühle von Skinokapsala zu den letzten noch erhaltenen Zeugnissen einer langen Olivenkultur auf Kreta und sie ist es daher wert, für zukünftige Generationen erhalten zu werden. Und es wird wohl noch vieler Generationen bedürfen, bis sich die Griechen dieser Alltagskultur annehmen, obwohl sie unter türkischer Herrschaft gelebt wurde. Anders als durch eine von außen kommende Initiative würde auch diese alte Mühle bald verschwunden sein. Traurig beobachtete ich bei jedem Besuch den fortschreitenden Verfall bis es mir vor zwei Jahren endlich gelang, die Mühle zu einem vertretbaren Preis zu erwerben. Mit dem Museumstaler und unterstützt von zahlreichen Freunden des Projekts soll nun zunächst die bauliche Sicherung vorgenommen und der weitere Verfall gestoppt werden. Mit den ersten Museumstalern wurden daher kürzlich die Reste des einsturzgefährdeten Daches abgetragen und mit den nächsten wird ein neues provisorisches Dach darüber gelegt, damit im Inneren die Mühlenausstattung geschützt und mit ersten Restaurierungsmaßnahmen zum Erhalt begonnen werden kann.
Aktueller Stand
Die über vierhundert Jahre alte Ölmühle auf Kreta in ein Museum zu entwickeln, ist eine mehrjährige Herausforderung. Um Bauschäden und eine weitere Zerstörung des Innenlebens zu verhindern, muss dringend das Dach wieder hergestellt werden. Sie haben dafür in diesem Jahr 1.544,00 Museumstaler gespendet, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanke . Der Betrag wird noch nicht reichen, weitere und andere Hilfen bleiben nötig. So wird der der Bremer Architekt Dipl.-Ing. Bernd Bartelmeß die ersten Ausarbeitungen zur Sanierung der Museumsmühle für den artefakt-Stifterfonds übernehmen.

