Apulien / Italien

Palombaio

PalombaioApulien gehört zu den noch wenig entdeckten Landesteilen, mit Potenzialen, die sie für Insider zu der kommenden Region Italiens machen. Einige sprechen bereits von der „zukünftigen Toskana“, was von Manchen auch mit gemischten Gefühlen gesehen wird.

Bereits wenn man mit dem Flugzeug in einer weiten Kurve vom Meer her über das flache Hinterland zur Landung in Bari ansetzt, sieht man Olivenbäume so weit das Auge reicht. Man erhält eine erste Ahnung davon, dass von hier ca. 60% des „echten“ italienischen Olivenöls kommt. Fährt man dann von Bari die kurze Strecke nach Bitonto, säumen unentwegt Olivenhaine mit sehr alten, knorrig und hoch gewachsenen Stämmen die Straße. Die Olivenbäume fallen hier durch ihren  skurrilen und in der Abenddämmerung mystisch wirkendem Baumschnitt auf. An Bitonto sollte man nicht einfach vorbeifahren, sondern sich die Zeit für einen Rundgang nehmen. In der sehenswerten und noch bewohnten Altstadt fühlten sich bereits im zwölften Jahrhundert die Schwaben, die damals noch Stauffer genannt wurden, wohl. Zu dieser Zeit residierte in und von Apulien aus der Deutsche Kaiser Federico II.

Castel del MonteVerlässt man Bitonto nach Westen erstreckt sich eine langsam und sanft ansteigende weite Ebene, hin zu dem quer liegenden Höhenzug, der Murge, gespickt mit einigen Tafelbergen. Von ihnen aus erschließt sich heute nur noch ein unvergleichlicher Blick in die Schönheit der Landschaft, früher waren es wohl strategische Blicke, zum Schutz der Handelswege. Bis heute ungeklärt geblieben ist, welcher Blick seinerzeit Federico II. motivierte, auf einem dieser Hügel das berühmte Castel del Monte errichten zu lassen. 

Bevor man jedoch die Murge erreicht, durchfährt man auf langen geraden Straßen Olivenhaine, die nicht enden wollen. In abgewandelter Form wäre für diese Landschaft auch der Begriff des „Dschungels“ angebracht, warum es ratsam ist, die Hauptstrasse nicht ohne ortskundige Führung zu verlassen. Man findet sie in den kleinen Orten, die ab und zu die langen Strassen auflockern. Palombaio ist so ein kleiner Ort, in dem Franco Cuonzo zu Hause ist und der in seiner traditionellen Mühle das Das Olivenöl No.7 für die arteFakt-Freunde erzeugt. Auch hier machen die Orte den Eindruck, ihre beste Zeit bereits hinter sich zu haben und was die Zukunft bringen wird scheint eher ungewiss. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei 30% und höher, wer gehen kann der geht, es bleiben die Älteren und bewirtschaften mühsam den Boden der Väter. 

Palombaio No.1Mit einem Freund führte mich Franco Cuonzo durch das Labyrinth der Olivenhaine zu einem Ort, den sie dort „Palo Del Colle“ nennen, den Pfahl des Hügels. Hier zeigte er mir einem Olivenhain der aufgegeben war. Mit seinen zwei Hektar ist er ein kleiner, der noch nicht „flurbereinigt“ war und daher als  unwirtschaftlich gilt. Was ich aber zu sehen bekam war das Kleinod eines typischen Olivenhaines, wie er über mehrere Generationen die wirtschaftliche und kulturelle Basis der Familien darstellte. Von einer Steinmauer umsäumt, eher als Garten mit kleinen Wegen angelegt und inmitten des Hains, ein mächtiger Trullo. Ein aus Steinen trocken aufgeschichtetes Rundhaus, in dem zur Erntezeit gewohnt wurde. Der Hain ist neben 180 alten Olivenbäumen mit 80 Mandelbäumen und einigen Birnen-, Apfel-, Granatapfel- und Walnussbäumen bepflanzt und dazu noch mit einem kleinen „Weinberg“. Mit dieser Anlage ist er in dieser Gegend einzigartig aus vergangener Zeit übrig geblieben. Daher wird er, in Verbindung mit dem Olivenbaum-Patenschaftsprojekt, zu einem Landschaftsmuseum, auch für moderne Anregungen einer nachhaltigen Wirtschaftsweise, restauriert und entwickelt.

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